Dienstag, 7. März 2023

In wieviel Teile

 

Gerade las ich vom Obduktionsbericht von Schillers Tod

 

Er war ein Großer,

und was man aus ihm herausschnitt,

das sollte man nicht wissen,

denn was hat sein toter Leib

mit ihm zu tun?

Ich will es schnell vergessen.

 

In wieviel Teile man mich einst zerlegen will,

was hat es schon an sich?

Ich bin und war und bin nicht mehr,

und was sich um mich tut,

sich tut ohne mich

hat keine Bedeutung und bleibt

verborgen in der Vergessenheit;

 

Vielleicht wäre es interessant für jemand,

der sich der Mühe unterziehen will

nachzuverfolgen, was sich irgendwann

und im Vergessenen getan oder geschah,

vielleicht, was könnte dieser schon erreichen

und wieso meine ich, dass es wert sei,

sich dieser Gedanken anzunehmen?

Vergessen sollte sein,

was nie unvergesslich war

außer in den spärlichen Momenten

der Liebe.

 

 

13. 12. 2022

Montag, 6. März 2023

WerWasWoWie oder der wachsende Wert des «W»


Dann sagte er, Du weißt schon wer,

er sagte, aber das, ja, was er sagte,

das war doch irgendwie so, wie ich sagen wollte,

als Du mich irgendetwas gefragt hast.

Ja, habe ich es nicht gesagt, oder

hast Du mich nicht verstanden?


Aufgeschrieben habe ich es auf das Briefkuvert

von irgendeiner Bank, die Geld will oder mir Geld

zu Wucherzinsen leihen möchte,

diese Bank. Nicht meine, aber doch bekannt,

die, Himmelherrgottsakra! welche ist es, aber doch egal,

also ein Kuvert, auf das ich notierte


und das ich weggeworfen habe,

denn es ist nicht mehr da, 

und dort auch nicht

und vielleicht auf dem Boden?


Aber da liegt etwas,

ein Zettel aus dem Vormerkbuch.

Da steht so vieles drauf,

aber ich kann es nicht mehr lesen, 

denn der Schreiber,

muss wohl ich gewesen sein,

denn niemand sonst kommt in mein Zimmer, 

um etwas zu notieren und 

auf den Boden zu legen, zu werfen,

was er geschrieben, oder?


In die Apotheke soll ich gehen,

hat meine Frau gesagt und kaufen,

das Mittel, das sie nach dem Frühstück

jeden Tag einmal, ich weiß, 

es ist in einer gelben Packung, 

und wie es heißt, wird mir sicher einfallen,

wenn ich es in der Apotheke sehe.


Wird auch nicht von der Krankenversicherung bezahlt, 

also muss ich, 

wo ist jetzt schon wieder meine Bankkarte,

die ich noch vor ein paar Stunden verwendete?

In meinem Gilet? 

Hosentasche? kann ja nicht sein, 

denn dort stecke ich sie nie hin, 

immer in die Brusttasche, 

aber dieses  verdammte Hemd hat keine,

dort stecke ich immer die Bankkarte hin, 

wenn ich eine Brusttasche habe.


In der Umhangtasche? Da, das Lederetui,

das mir vor Jahren die «Diners», 

an die erinnere ich mich noch gut, 

die hat es mir geschenkt, 

oder war es die Kalenderfirma? 

Aber dieses Etui, leer ist es!


Ich muss mehr Struktur in meinen Tag bringen, 

immer schön klar,

immer die selben Routinen!

Muss ich mir noch überlegen, 

welche am geeignetsten sind, die Routinen.


Auch dort nicht. 

Noch einmal das Gilet. 

Da! Da ist sie, die blaue Visa, 

schön in der sichersten Innentasche.

Ich bin doch aufmerksam und vorsichtig.


Muss man aber auch, wenn man wissen will,

was wer wo gesagt und vielleicht,

vielleicht sogar,

warum!


Meine Bankkarte!

Und der Code, 

der Code?




Schwarzbeere, 1. Oktober 2013 oder  heuer (2023) oder ?


Die Gärten

 

Ruf mir den Namen zu, im Garten der Lüste,

im Garten der Träume, wo ich verweilen möchte

in den herrlichen Räumen, von Flammen des Schwertes,

das der Herr dort geboten, nicht mehr erreicht.


Denn Engel beschützen, denn Engel zerstören,

immer nur, was der Herr ihnen sagt,

sie die Uralten, die der Vernichtung

einmal entgangen, als diese vertagt.


Was sollten im Garten der Sehnsucht die Hellen,

deren Flügelschlag sanfter als liebkosender Wind 

die dem hoffenden Herz eine Frohbotschaft sagen,

die sich versengen. die sich vertragen,


die nimmermehr  sind und nimmermehr waren,

die keiner erkennt und sie doch in sich trägt,

für die wir Vergebung und Wiederkehr wagen?

Sie sind es, die sich an den Himmel gestellt,


um uns zu bewahren, sich zu uns bekennen,

im Lauschen des Ewigen Saitenspielklimpern,

sie, die hinter den dunkelnden Wimpern

niemals vergaßen, was sie einst waren.


Du hast mir den Rücken gekehrt,

 

Du hast mir den Rücken gekehrt,

drehtest Dich einfach um.

Ich war ein wenig verstört

und fragte mich: Warum?


Freilich, wenn ich überlege,

wie damals, als es begann,

sich überkreuzten unsere Wege

und unsere Verhältnis fing an.


Verhältnis, so nennt man dies heute,

seit die Ehe nicht mehr modern,

da man sich davor scheute

und sie belächelte gern.


Doch dieses Spiel mit den Worten,

in das man sich häufig verliert,

wartete damals noch vor den Pforten

da drinnen die Lust uns regiert.


Die schönen Tage, die Wochen,

sie verliefen , ein glücklicher Mai,

ein Sommer, der Herbst mam gekrochen,

ermüdet vom Einerlei.


Als ich dann „Liebst Du mich nochg Dich fragte,

erstarrtest Du und Dein Blick wurde leer.

Es war acht Uhr worgens , es tagte

und ich verstand, da war nichts mehr.


als dann vorbei,


als dann vorbei,

erloschen war die kurze Flamme

einer Liebe, die sich zu spät entflammt.


Was sie Verachtung nannte,

war es spätes Wissen um ihr Übelwollen,

das aus Versuchungen des Fleisches

einer abgelegten Jugend ihr verblieben?


Ein Lächeln, fast ein Spiel, ein müder Leib,

so trug sie sich mit ihren Altersfalten

in das Gewerbe, dem sonst die verfallen,

die nie zum Wert des Lebens sich bekannten.

Und so geschah's, dass sie den Widrigkeiten

und Verlusten nur die letzte Daseinshülle

vorhielt wie ein Maskenschutz,


um durch die niemals enden wollende

Gefahr und Trauer ihrer Lenden

sich dem Verfalle hinzugeben

und sich in diesem zu erlösen,

zu lösen, aufzugehen in ein Nichtmehrsein,

ein Abschluss und das endliche Vergessen.


als dann vorbei,

erloschen war die kurze Flamme

einer Liebe, die sich zu spät entflammt.