Samstag, 19. Dezember 2009

Jenseits des Fensters

Der kleine Fensterspalt,
durch den ich oft nach außen schau,
zeigt nackt und grau
mir einen Himmel,
ausgebleicht und alt.

Vielleicht sind draußen Flüsse, Wiesen, Wald,
von denen man aus Büchern mir gelesen,
doch wie das auch in meinem Schädel widerhallt,
in mir bleibt nur: was wär gewesen?

Seit wann, warum...?
Die Mutter konnte es nicht wissen,
dass dieses Mittel, ihr vom Arzt verschrieben,
um die Beschwerden ihrer Schwangerschaft zu lindern,
für mich, da ich noch Fötus in ihr war,
das Wachsen und Entwickeln meiner Glieder
so hindern würde, dass ich zwar ein Leben
mit dem Schrei des Neugeborenen begrüßte,
doch dann, als ich zu denken anfing,
ich nicht begreifen konnte,
es nicht verstehen wollte.

Die Mutter konnte es nicht wissen.
Wie sie, trägt niemand Schuld daran,
dass ich geworden, so wie ich jetzt bin,
gebunden an ein Bett, allein befähigt
den Kopf zu heben und zu wenden,
wenn ich gefüttert werde, oder
Verdautes aus dem Rumpf zu stoßen,
wenn man es so von mir verlangt.

Vielleicht jedoch war ich es selbst,
der es verhindern hätte können,
als damals ich Idee erst, Wille,
ins Dasein mich gewaltsam drängte?

War da noch etwas anderes?
Ist da noch etwas anderes?
Kann etwas, oder jemand, oder....
sich auch nur denken, ob es anders
sollte sein, geworden sein?

Ist dort ein Himmel, ein Bestimmtes,
ein unbestimmtes Irgendetwas,
das dies hier alles trägt und lenkt
und ohne Ziel noch Wert besteht?

Wenn ich für jenes ohne Namen,
das ich nicht lernte zu benennen,
nach einem Namen suche, so,
da es doch ich und alles ist,
will ich es auch mit Du benennen
oder auch Gott, mein Gott? was soll’s!

Ich sehe durch den Fensterspalt
auf einen nackten, grauen Himmel,
der ausgebleicht und abgenützt!