Montag, 8. März 2010

Der tote Freund

An manchen Tagen legt wie Schimmel
Erinnern sich aufs schwere Herz,
und ehe noch der Sinn des Wechsels
und des Filters sich entfaltet,
im übermüdeten Bereich
des Hirns sich zum Begreifen formt,
steigt Trauer durch die Speiseröhre
mir ätzend auf in meinen Rachen.

Schnell wieder finde ich zurück
und frag, woher das Rufen kam,
wer an mich dachte, wen ich dachte,
als dieses Denken mich durchdrang,
sich lähmend von der Stirne senkte,
und ich geschlossnen Auges suchte
nach einem Namen, einem Bild
von einem, den ich einst gekannt.

Du also warst es, vermein ich zu wissen,
da des Freundes lachendes Bild mir erscheint,
wenn auch die Züge, so seltsam verfremdet,
den andern, den vielen zu gleichen beginnen.
Dann wird auch das Lachen verloren, als wär
es Dir auferlegt, Unmut zu zeigen,
bis die Bewegung des Mundes gefriert,
und Du verschwindest, verbleichendes Bild.

Ich hebe die Hand und streich aus der Stirne
verwirrte Gedanken wie lästige Runzeln,
Den Rücken straff ich, ich drehe den Blick
zu dem Photo, das uns noch als Jünglinge zeigt,
wie wir beide die Welt noch zu ändern glaubten.
Du, ruft mein Blick ihm zu, Du hast gemeint,
dass doch nur jenes gilt, was man versucht.
Ausgelöscht bist Du, und mir bleibt die Trauer.