Mittwoch, 28. April 2010

Frühlingsgedanken

Der Jüngling Frühling macht mich meinen Herbst vergessen,
zumindest tut sein Bestes er, dass dies gelinge,
und ich, wie von der Jugendtrunkenheit besessen,
dreh mich im Hula-Hoop mit meinen Jahresringen.

Was habe ich, ich alter Esel, nur im Kopf?
Das Jungsein spürt man in den Knochen und im Fleisch,
und alle Willigkeit hilft nicht mir armen Tropf:
es tut der Leib nicht mehr, was ich zu tun ihn heisch!

Im Kabarette witzeln gern die Unterhalter
ob des Johannestriebs vergebne Liebesmühen.
Ich lache mit, vergesse, dass ich selbst ein Alter
und meine roten Rosen lang schon nicht mehr blühen.

Doch sollte ich vielleicht dem jungen Frühling grollen,
weil er mich denken macht, was ich nicht denken will?
Viel weiser ist’s, sich zu erfreuen an seinem Tollen,
denn was noch auf mich zukommt, das ist stumm und still.