Samstag, 19. Dezember 2009

Jenseits des Fensters

Der kleine Fensterspalt,
durch den ich oft nach außen schau,
zeigt nackt und grau
mir einen Himmel,
ausgebleicht und alt.

Vielleicht sind draußen Flüsse, Wiesen, Wald,
von denen man aus Büchern mir gelesen,
doch wie das auch in meinem Schädel widerhallt,
in mir bleibt nur: was wär gewesen?

Seit wann, warum...?
Die Mutter konnte es nicht wissen,
dass dieses Mittel, ihr vom Arzt verschrieben,
um die Beschwerden ihrer Schwangerschaft zu lindern,
für mich, da ich noch Fötus in ihr war,
das Wachsen und Entwickeln meiner Glieder
so hindern würde, dass ich zwar ein Leben
mit dem Schrei des Neugeborenen begrüßte,
doch dann, als ich zu denken anfing,
ich nicht begreifen konnte,
es nicht verstehen wollte.

Die Mutter konnte es nicht wissen.
Wie sie, trägt niemand Schuld daran,
dass ich geworden, so wie ich jetzt bin,
gebunden an ein Bett, allein befähigt
den Kopf zu heben und zu wenden,
wenn ich gefüttert werde, oder
Verdautes aus dem Rumpf zu stoßen,
wenn man es so von mir verlangt.

Vielleicht jedoch war ich es selbst,
der es verhindern hätte können,
als damals ich Idee erst, Wille,
ins Dasein mich gewaltsam drängte?

War da noch etwas anderes?
Ist da noch etwas anderes?
Kann etwas, oder jemand, oder....
sich auch nur denken, ob es anders
sollte sein, geworden sein?

Ist dort ein Himmel, ein Bestimmtes,
ein unbestimmtes Irgendetwas,
das dies hier alles trägt und lenkt
und ohne Ziel noch Wert besteht?

Wenn ich für jenes ohne Namen,
das ich nicht lernte zu benennen,
nach einem Namen suche, so,
da es doch ich und alles ist,
will ich es auch mit Du benennen
oder auch Gott, mein Gott? was soll’s!

Ich sehe durch den Fensterspalt
auf einen nackten, grauen Himmel,
der ausgebleicht und abgenützt!

Montag, 21. September 2009

Der Herbst ist wieder da

Auch wenn die Abende nun später werden,
das Strahlen des Herbstes ist im Grau verstaubt.
Wie segnend bietet uns das Jahr Gebärden,
an deren Großmut niemand wirklich glaubt.

Die Sonnenbräune ist schon ausgeblichen,
vom Urlaub redet man im Konjunktiv,
Man könnte, wollte, ist dann ausgewichen,
weil es ja sowieso ganz anders lief.

Das nächste Ziel? Ach ja, das Jahresende,
der Weihnachtstrubel, der kommt noch zuvor,
und dass man sich beim Schifahren wiederfände,
falls man die Lust dazu noch nicht verlor.

So jagen wir durch Wochen, Perioden
von einem Lebenshöhepunkt zum andern,
doch hält der Alltag uns zurück am Boden.
Wir bleiben sitzen, nur Gedanken wandern.

Donnerstag, 6. August 2009

Innenmarsch

Warum ich manchmal glaube, dass es sinnlos sei, 

nach Werten sich zu richten, an die niemand glaubt? 
Woran das liegt? Ich gehe an mir selbst vorbei 
und drehe mich nicht nach mir um, und überhaupt! 

Da grabe ich in meinem Schädel im Gerümpel
aus leeren Lustphiolen und zerrissenen Träumen. 
Ich wate wie betrunken durch den Wortetümpel, 
um den Beginn der Wirklichkeit nicht zu versäumen. 

 Und wie ich hoffe, an das Ufer zu gelangen, 
dem Dunkeln zu entfliehen und allem, das bedrückt, 
verspüre ich, wie mich die Sinne wieder fangen 
und was ich nahe glaubte, ist erneut entrückt.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Tragödie im Theatercafé

Seine stolze Siegerpose

wird vom Schrecken schnell gehemmt,
spürt er:  in der Unterhose 
ist ein Stückchen Mann verklemmt! 

 Sucht er mit versteckten Gesten 
dies Gefängnis aufzubrechen, 
muss dies den Theatergästen 
in mokante Augen stechen. 

Drum, du Unterhosenträger, 
richte dein Gestell zu Hause, 
dass kein Blick der Fallenjäger 
höhnisch mustert dich zur Pause.

Samstag, 2. Mai 2009

Schon wieder mal!

Alle Male sind viel besser als ein Mal, das jenen, der es ohne erste Silbe für ein Einmal setzt, das also einmal zu bedeuten hat, als Sprachvernachlässiger aus den nördlichen Bereichen des deutschen Sprachraums identifizieren muss, wenn man nicht einem äffisch sich der Nachahmung schlechter Sprachgepflogenheiten hingebenden Süddeutschen bei dessen Gebrauch begegnet, was den hier sich erregenden Hochdeutschpuritaner zu ohnmächtigen Tränen der Wut und Beschämung triebe.

So las ich in einer sonst sich freundlich und nett gebärdenden Einladung zur Beteiligung und Mitarbeit an einer sich der Schöpfung und kreativen Gestaltung widmenden Gemeinschaft, die, um bei der sich immer mehr verbreitenden Zerstörung der deutschen Sprache durch die unnötige Hereinnahme von Ausdrücken in vorwiegend englischer Sprache mitzuwirken, sich als Community bezeichnet, die hiermit inkriminierte Aufforderung

"schau doch mal bei uns rein!"


Sollte ich das?