Mittwoch, 13. November 2019

Wanderer, im Himmel, dem Meer und auf der Erde


Hörfassung


Wildgänse rauschen durch die Nacht...
dies Bild, die Klänge,
bewundernd atme ich, nimm in mir auf,
was sie geheimnisvoll
entsenden in meine Einsamkeit.

Die Vögel wissen ihren Platz , 
zu suchen in der Formation 
und welche nächste Rast 
ihr mehr und mehr geschwächter Flügelschlag
sie noch erreichen lässt.

Was lassen diese Zeichen in uns wecken,
wenn wir sie betrachten:
die Variationen, 
ständigen Umformungen, 
wie in den Himmel 

Linien zu schreiben scheinen
die Schwalben, Kraniche und Stare.
Bewundern auch der Heringsschwärme 
Fächerungen in den Meeren, 
der Ameisen verwirrte Tanzesschritte?

Wir, ihnen gegenüber,
unverstehend, taub und blind,
bewundernd vielleicht 
oder geschockt auch 
vom rätselhaften Code.


Die Zeichen zu enträtseln
und ihnen Sinn zu unterlegen
haben einst die Weisen unsrer Ahnen unternommen 
und meist versagt.
Doch lieben wir auch die Legende.

So fügt die wundersame Überlieferung,
wie dank der Kraniche der Mord an Ibikus gesühnt
und Schiller sehr poetisch uns beschrieben,
sich ein in diese niemals endende 
Historie von der Deutung der Natur.

Mittwoch, 22. Mai 2019

Polsterschlacht



Ähnelt das Leben nicht sehr einer Polsterschlacht,
bei der man mit Daunenkissen sich schlägt,
Und hüpft und springt, schreit im Spaß oder lacht,
Und übermütig ist, gut aufgelegt.

Man lacht sogar, wenn die  Kissen platzen,
Die Federn wirbeln  und alles bedecken,
Denn man will sich doch nicht das Vergnügen verpatzen.
Spiel soll es bleiben, um den Ernst zu verstecken.

Doch dann muss man anhalten, um zu verschnaufen.
Man liebt sich vielleicht oder geht aufs Klosett.
Aufräumen müsste man, zum Autobus laufen.
Zurück bleibt ein kaltes zerwühltes Bett.

War es lustig? Wer hat bei dem Spiele gewonnen?
Man mühte sich ab und was hat es gebracht?
Am Ende ist alles, was man mutig begonnen, zerronnen,
Zerplatzt wie Kissen in einer Polsterschlacht.


Montag, 4. März 2019

Verlaufen aller Zeiten

Wie schön war doch das Leben,
als man noch frisch und keck
beim edlen Saft der Reben
Nicht fragte nach dem Zweck.
                   
Die Nacht verging mit Scherzen
Und Liebeständeleien.
Erloschen dann die Kerzen
war glücklich man zu zweien.

Am Morgen das Erwachen
Zur Sonne und zum Heut
Wie konnten wir da lachen
Und haben nichts bereut!

Was ist davon geblieben?
Denkt nicht zu viel zurück!
Das Alter hat vertrieben
Von all dem Stück für Stück.

Das Atmen fällt uns schwerer.
Der zweite Stock ist hoch.
Der Kopf wird immer leerer,
Als hätt das Hirn ein Loch.

Wo ist ein Platz zum Sitzen?
Das Zipperlein uns plagt.
Man kommt so leicht ins Schwitzen,
Wenn man nach Gelsen jagt.

Doch Jammern und Beklagen
Stört nicht den Lauf der Zeit.
Wir müssen es ertragen:
Alter, vermaledeit!