Sonntag, 30. Dezember 2007

So viele Liebesgedichte

Und immer wieder in Gedichten Liebe, 

als gäbe es auf dieser Welt nichts als Geschlechtsverkehr, 

bei dem man bestenfalls verwirrt, 

verdummt wie unbekümmert Diebe, 

die nächtlich sich in leere Häuser wagen, 

Gedanken unterdrückt, wenn sie uns sagen, 

dass alles Dreschen, Süßholzraspeln, Reizen 

am Ende Spreu nur schafft, indes der Weizen 

gedeiht allein im Wahn, der Phantasie, 

wenn mit geschlossenen Augen man erträumt, 

was niemals war noch wird zum Vis-à-vis.

Sonntag, 23. Dezember 2007

Letzter Adventsonntag

(Bläsergruppen aus Nordfrankreich in Montmartre) 


 Durch die Gassen, Straßen, Winkelhöfe 
wogt der feierliche dumpfe Klang der Tuben, 
trägt die alten Melodien des Jahresfestes, 
ruft,berichtet und erzählt von der Erwartung 
von der immer wieder neu versprochenen Ankunft 
des das Heil verkündigenden Welterretters 
mit dem Pathos abgespielter Weihelieder und Gesänge. 

Von Balkonen und aus offenen Fenstern 
neigen sich die froh gelaunten Menschen, 
die ihr hastig Festbereiten für Momente 
unterbrechen, um mit Lächeln zu verspüren, 
wie der Hauch von fast vergessenen Bildern ihrer Kindheit 
sie mit Wehmut und Besinnlichkeit berührt. 
Die aber, jene Kinder, die es heute sind 
und in den Tag hinein den Tag erleben, 
halten nur kurz, beinah erstaunt ihr Plärren an 
und wissen nicht warum!

Samstag, 8. Dezember 2007

und gesang war wie licht

weißt du, warum der gesang nur manchen gegeben, 

andere aber, was jenen als wohlklang und aufschwung der seele 
sich bietet, mit schrecken erfüllt und erscheint als schmerzender lärm? 

erscheinen gehört jedoch in den bereich des erschauens, 
ist der bewegung der augen verwandt, aber nicht dem gehör, 
wenn auch beiden gemein ist der wunsch und das sehnen nach jenem,

das licht ist und feste, sich gegeneinander durchdringt, 
nicht erkennbar den sinnen, dem herz nur allein. 
bleibt der gesang, den vor zeiten begnadete dichter erlauschten

im strömenden, wehenden, unruhigen laut der natur 
und der tiere warnschrei, der brunst wie der klage. 
doch kann kein gesang in der ruhe geschehen noch verweilen, 

denn ruhe ist stillstand, das enden von jeder bewegung. 
muss darum gesang am ende alles geschehens verstummen?