Mittwoch, 10. Februar 2010

Steigerungsstufen

Liebste, so wolltest Du, dass ich Dich nenne,
auch noch am Morgen nach durchliebter Nacht.
Doch als ich‘s versuchte, da musst ich bekennen,
dass dies mir schwer fiel, und Du hast gelacht,

dann mir einen Stupser dort unten verpasst,
wo vorher am Abend ich in meiner Fülle
stolz mich gefühlt und sogar geprasst,
doch jetzt nur noch schweigende, trocknende Hülle.

Sollte ich lernen, wie sich deklinieren
die Lust und die Liebe, sich Geben und Nehmen?
Kann sich mein Sprachgefühl wirklich so irren:
Superlativ bei dergleichen Themen?

Steig ich jedoch von oben herab,
vom Elativ endend im Positiv,
so grabe ich unsrer Leidenschaft Grab.
Was immer ich tue, es läuft alles schief.

Wie klingt „meine Liebe” so schrecklich banal,
Pastorendeutsch mit dem Finger erhoben,
Lauwarme Liebe schmeckt schal, doch fatal
erweist sich Grammatik, mit Liebe verwoben.

Dienstag, 2. Februar 2010

Ach, wär ich doch ein Faschingsnarr

Wenn ich was sage, hört man selten zu,
und falls dann doch, legt auf die goldne Waage
man jedes Wort, obwohl ich alles tu
nicht aufzufallen und mich nie beklage.
Dann denk ich auf dem Hocker einer Bar,
ach, wär ich doch ein Faschingsnarr!

Ich würde meinen Freunden gern erzählen,
was mir so einfällt, mich erfreut, bedrückt,
die aber wollen immer selber wählen,
von wem und was zu hören sie entzückt.
Ich bleib allein, sowie ich‘s immer war.
Ach, wär ich doch ein Faschingsnarr!

Die Träume suchten lange schon das Weite,
wer will denn die Probleme andrer hören?
So geht die edle Nächstenliebe pleite.
Man trägt ein Schild mit „Bitte nur nicht stören!”
als brächt mein Wort das Leben in Gefahr.
Ach wär ich doch ein Faschingsnarr!

Doch sage ich von Schwarzen, Braunen, Roten,
was alle denken, doch zumeist verschweigen,
bewerfe sie mit Dreck, erzähle Zoten,
dann darf ich offen mich der Menge zeigen.
Die jubelt: Grandios und wunderbar!
mir zu, dem armen Faschingsnarr!