Samstag, 13. April 2013

Heimatbefragung

Was hast Du, die ich Heimat heiße,
hast Du, was andre nicht besitzen?
Fehlt Dir, was man so häufig sucht,
wenn man sich vorstellt eine Reise,
und spricht von Kälten, Frühling, Hitzen,
bevor man wählt und bucht?

Gebirge , Flüsse, Wein und Sport,
ein reiches Angebot an Reizen,
es findet sich für jeden dort,
was dient, den Frohsinn anzuheizen.

Auch wurden Dir dereinst, nicht heute,
geboren große Töchter, Söhne,
bevor man Dich zerriss, verstreute
zu Ministaaten, Dir als Pöne.

So wurden Österreicher Tschechen,
zu Ungarn andre und Rumänen.
Dir ließ man gern die Kriegsverbrechen,
um selbst sich ohne Schuld zu wähnen.

Gebirge, Wälder farbenfroh,
auch Flüsse, Seen und so weiter,
die findet man auch anderswo,
vielleicht auch höher, länger, breiter.

In Deinen Schlössern und Palästen,
empfangen in Audienz Marxisten.
Den Schmerbauch des Gesindels mästen,
zum Beispiel, russische Touristen!

Kein Meer legt sich mit einem Strand
als Grenze Deinem Landes vor.
Was schadets? Es hilft Kosten sparen:
Du brauchst so kein Marinekorps.
Wo also ist, worin besteht,
was nur die Heimat uns kann schenken?
Der Zauber, der uns stets umweht,
wenn wir an Dich, an Heimat denken?

Wir denken "Heimat" und wir spüren,
wie sich die Brust verengt, sich weitet.
Uns überkommt ein Sehnen, Rühren
nach der, die uns als Kind geleitet,

die lang schon tot, doch unvergessen,
die Mutter, die uns half entdecken
die schöne Welt, die wir besessen.
Erinnerungen, die erwecken

die fernen Bilder ferner Zeiten.
Der Schein von dem, was einmal war,
will er zum Träumen uns verleiten,
von dem, was einst so wunderbar?

Im fremden Land, bist Fremder Du.
Doch sieh dies Land, das Deiner harrt!
So wende Dich ihm freundlich zu
und lebe mit ihm Gegenwart.

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