Späte Begegnung
Lang sind und schwer die Gewänder,
die die Alten noch tragen zum Kirchgang,
zum Feste und Abschied von Toten.
Auch die Mienen sind schwer und gezeichnet
von lange getragener Bürde,
der Last ihres mühsamen Lebens,
dem zu entfliehen der Mut ihnen fehlte
oder die Liebe ein Hoffen versprach,
ein längst schon vergessenes Trugbild,
das sie kaum je erhofften,
und das
nur mehr im Flackern der Kerzen
am Grabe der andern sie manchmal berührt.
Wenn dann ein faltiges Lächeln
sich zeigt im Gesichte des Nächsten,
das dem Erinnern nur gilt
an jene versunkenen Tage,
mag es geschehen,
dass eine
fast schon verdorrte Hand
mit seltsamer Zartheit sich legt
auf die Wange des andern,
der vielleicht ein vergangener Schwarm
oder auch mehr einst ihr war.
Ein fast verschämtes „Weißt Du noch?“
klingt es so anders als das geflüsterte „Liebster“ von damals?
Vorbei! und der schwere Fuß
stolpert weiter und hinterher,
als wäre
die flüchtige Regung
nimmer gewesen.
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