Samstag, 8. September 2007

Späte Begegnung

Lang sind und schwer die Gewänder, 

die die Alten noch tragen zum Kirchgang, 
zum Feste und Abschied von Toten. 

Auch die Mienen sind schwer und gezeichnet 
von lange getragener Bürde, 
der Last ihres mühsamen Lebens, 
dem zu entfliehen der Mut ihnen fehlte 
oder die Liebe ein Hoffen versprach, 
ein längst schon vergessenes Trugbild, 
das sie kaum je erhofften, 
und das nur mehr im Flackern der Kerzen 
am Grabe der andern sie manchmal berührt. 

Wenn dann ein faltiges Lächeln 
sich zeigt im Gesichte des Nächsten, 
das dem Erinnern nur gilt 
an jene versunkenen Tage, 
mag es geschehen, 
dass eine fast schon verdorrte Hand 
mit seltsamer Zartheit sich legt auf die Wange des andern, 
der vielleicht ein vergangener Schwarm 
oder auch mehr einst ihr war. 

Ein fast verschämtes „Weißt Du noch?“
klingt es so anders als das geflüsterte „Liebster“ von damals? 
Vorbei! und der schwere Fuß 
stolpert weiter und hinterher, als wäre 
die flüchtige Regung nimmer gewesen.

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