Donnerstag, 28. Oktober 2021

Korridor

 

Entlang zu gehen,

entlang dem Korridor, dem sich ein Tor

vielleicht ans Ende fügt,

ans Ende, das in sich bereits sein Nichtsein birgt.

Entlang zu gehen,

und in die Schleife biegen

ehe sie beginnt zur Rückkehr sich zu schließen,

umfangen von vergessenen Lauten fremder Instrumente,

ausgeleiert bis in den Widerspruch

und seine Rötung vor den Wunden

nie geschlagener Schlachten.


Dennoch aber trägt der Held sein Los

in mageren Händen,

lang entfleischt vom Übermut

mit dem ihm jene,

die an seinen Fersen hängen

mit Bewunderung und anderen Gefühlen,

den Leib benagen mit gespitzten Zähnen,

die sich in Sicheln wandeln und

Sirren, drohend aus dem Schatten.


Kein Stunden des Veratmens,

kein Halt für die verdurstende Geduld,

nur Abgrund, ohne Absatz ohne Boden

und das Getöse der zerbrechenden Gefäße

nach dem Gerülpse, das den Abgesang ersetzt

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Abwärts


Ob es die schönen Tage waren, die vorbei,

die Sonnentage und die wohlig weichen  Winde,

die mich durch diesen langen Sommer führten?

Es regnet jetzt und dieser Regen -

man konnte lächeln fast -

trägt Wärme immer noch mit sich,

Wärme, die ich brauche und verbrauche 

beim  Frösteln meiner Hände

und dem  dumpfen Schmerz,

der in mir steigt und mich nimmt

als unwilliges Opfer.


Seit Tagen warte ich  und ich weiß nicht warum

dass die dumpfen , die dunklen Wogen in meinem Hirn

sich lösen und mich  auf einen helleren Weg hinlenken,

um mich  wieder zu finden, 

dass mein Ich sich wieder besinnen kann 

und  ich zurückfinde zum Wort, das ich  so sehr vermisse

in dieser Nebelphase, die kein Gesicht hat  und mich bedrängt ,

hindrängt in den abseitigen Busch auf dem abseitigen  Hang

meiner abseitigen Gedanken.  


Was verbirgt sich dort und will es mich halten,

weghalten von  dem, was ich suche, es binden in mich

mit abstrusen Lappen des Tonfalls, den schmutzigen,

die von sich selber triefen im öligen Morast.

Was hockt dort und  wispert und wispert,

was ich nicht hören  kann , 

doch spüre im Zittern des  Trommelfells,

im Vibrieren der Schläfen, der schmerzenden Schläfen?


Und ich kann nicht schreien, 

mich selbst ausrufen und anklagen

mit der verstummten Stimme meiner Wortlosigkeit.

Wo habe ich verloren, was ich geliebt,

was mich erleben ließ durch das gebärende Wort, 

was stieß mich in die Unfruchtbarkeit

in der ich verdämmere, verkomme, vergehe?


Herr, wenn es Sünde war, 

ich lebte darin und ich bitte Dich,

lass mich darin, 

verdamme mich, 

doch lass mir das Wort und nimm alles,

alles mir so fremde, 

und ich kann  und will  im Vergehen noch Dir danken, 

dass es war, 

dass ich war.


Samstag, 9. Januar 2021

So dann und wann


Oft denke ich, wie schön es  wohl wäre,

könnte ich einer der Fürsten sein,

denen sich nähern ist eine Ehre

und schenkt selbst dem Wasser das Edle vom Wein.


So dann und wann aber

hab ich Gedanken, 

die irgendwo im Nichts 

sich zu verlieren scheinen.


Dann schüttle ich den Kopf 

und denke, 

dass es wär zum Weinen,

wenn ich nicht folgen könnte, 

was von der Gewohnheit Schranken

sich hält vor mir verborgen,


Doch dann 

kommt mir auch wieder der Gedanke 

an das, was mir so lieb und teuer,

war – vielleicht auch bleibt.


Ich denke,

greife nach der vagen Ranke, 

die mir von der Vergangenheit noch bleibt,

Obwohl mir  etwas Neueres zwar 

bestimmt noch lieber wäre.


Und dann und wann,

und irgendwann,

wird mir bewusst,

wird es mir klar,

dass alles,

was auch immer es nur sei,

es war, 

es ist nicht mehr,

es ist 

vorbei…



 


Mittwoch, 13. November 2019

Wanderer, im Himmel, dem Meer und auf der Erde


Hörfassung


Wildgänse rauschen durch die Nacht...
dies Bild, die Klänge,
bewundernd atme ich, nimm in mir auf,
was sie geheimnisvoll
entsenden in meine Einsamkeit.

Die Vögel wissen ihren Platz , 
zu suchen in der Formation 
und welche nächste Rast 
ihr mehr und mehr geschwächter Flügelschlag
sie noch erreichen lässt.

Was lassen diese Zeichen in uns wecken,
wenn wir sie betrachten:
die Variationen, 
ständigen Umformungen, 
wie in den Himmel 

Linien zu schreiben scheinen
die Schwalben, Kraniche und Stare.
Bewundern auch der Heringsschwärme 
Fächerungen in den Meeren, 
der Ameisen verwirrte Tanzesschritte?

Wir, ihnen gegenüber,
unverstehend, taub und blind,
bewundernd vielleicht 
oder geschockt auch 
vom rätselhaften Code.


Die Zeichen zu enträtseln
und ihnen Sinn zu unterlegen
haben einst die Weisen unsrer Ahnen unternommen 
und meist versagt.
Doch lieben wir auch die Legende.

So fügt die wundersame Überlieferung,
wie dank der Kraniche der Mord an Ibikus gesühnt
und Schiller sehr poetisch uns beschrieben,
sich ein in diese niemals endende 
Historie von der Deutung der Natur.

Mittwoch, 22. Mai 2019

Polsterschlacht



Ähnelt das Leben nicht sehr einer Polsterschlacht,
bei der man mit Daunenkissen sich schlägt,
Und hüpft und springt, schreit im Spaß oder lacht,
Und übermütig ist, gut aufgelegt.

Man lacht sogar, wenn die  Kissen platzen,
Die Federn wirbeln  und alles bedecken,
Denn man will sich doch nicht das Vergnügen verpatzen.
Spiel soll es bleiben, um den Ernst zu verstecken.

Doch dann muss man anhalten, um zu verschnaufen.
Man liebt sich vielleicht oder geht aufs Klosett.
Aufräumen müsste man, zum Autobus laufen.
Zurück bleibt ein kaltes zerwühltes Bett.

War es lustig? Wer hat bei dem Spiele gewonnen?
Man mühte sich ab und was hat es gebracht?
Am Ende ist alles, was man mutig begonnen, zerronnen,
Zerplatzt wie Kissen in einer Polsterschlacht.