Donnerstag, 17. Mai 2007

Hosenstudie

Die Oberhose, 

von der Unterhose her gesehen, 
ist fast ein Usurpator, 
der jener nur ein wenig Luft 
und selten Licht gewährt. 

Doch gibt es Stunden, Nächte meistens, 
wo beide friedlich schlummern, 
im Wäschekorb die eine träumt,
indes die andere, 
ausgeleert auf einer Sesellehne hängend, 
versucht, die frische Haltung und die Bügelfalte 
aus sich selbst und dem Erinnern 
wieder herzustellen. 

Die erstere aber, die den Duft des Körpers, 
manchmal auch ein Tröpfchen von Urin 
durch einen Tag hindurch gesammelt, 
denkt fast ein wenig traurig, dass sie bald 
in einer Waschmaschine 
von beiden wieder losgetrennt 
und dann vom heißen Bügeleisen 
zurück in eine glatte Form 
sich pressen lassen wird, 
um wieder einen andren Tag erneut 
und nicht sehr willig sich der Überdeckung 
durch die Oberhose auszusetzen, 

Denn jene Oberhose ist nun einmal 
so beschaffen, dass sie sich selbst als Hose nur 
erkennt und nicht das „ober“ braucht, 
um ihre Existenz im Worte zu begründen, 
dieweilen jene arme Unterhose, 
das „unter“ zur Bestätigung 
der unterjochten Eigenexistenz 
wohl essentiell benötigt. 

Da aber jenes Denken, 
das eigen ist dem Träger beider Hosen, 
die klare Trennung im dualen Sinne postuliert, 
manichäisch unterscheidet zwischen 
innen-außen, wie auch dem unter jeweils 
steht ein ober gegenüber, wobei das ober aber 
immer über einem unter wird bewertet, 
kann man als Freundlichkeit der Oberhose
es verstehen, dass diese auf ihr Präfix 
hat verzichtet, und so erscheint es zumutbar, 
dass sich die Unterhose resigniert 
dem ihr bestimmten Schicksal und der (Ober)Hose unterwerfe!

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